11.12.2025 | 19:00 Uhr | Nordpol
Gegenwärtig wird viel über die Wiederkehr linksautoritärer Gruppen spekuliert, deren Vokabular und Auftreten dem antiautoritären antifaschistischen Konsens des 21. Jahrhunderts diametral gegenübersteht. Angesichts der Jahrzehnte, die die aus jenen Reihen dröhnenden Slogans schon auf dem Buckel haben, mag einerseits die Hartnäckigkeit aber auch die scheinbare Attraktivität der antiimperialistischen Logik für eine junge Generation auf den ersten Blick vielleicht verwundern.
Allerdings gehört der Anachronismus zur Rhetorik des Antiimperialismus immer schon dazu: Bereits in der begriffsgeschichtlichen Hochphase der frühen 1970er Jahre hatte die bewegungslogische Selbstbezeichnung wenig mit der marxistischen Kritik am historischen Imperialismus zu tun, sondern war vielmehr bereits ein um seinen Analyseanspruch gebrachter Interpretationsbegriff für die zeitgenössische geopolitische Lage. Ironischerweise erscheint die heutige Verwendung noch einmal geschichtsvergessener, wenn gegenwärtige Kritik am Neo-Imperialismus durch bspw. China oder Russland in diesen Reihen völlig ausbleibt und stattdessen ein Manichäismus zwischen guten und schlechten Völkern wieder aufleben darf. Nicht fehlen darf außerdem eine Romantisierung der Arbeiterklasse und die Verkürzung von Staats- und Kapitalkritik auf personifizierte Welterklärungsansätze. Continue reading









