14.04.2016 | 20:00 | Nordpol
„Männliche Neonazis treten als Straßenkämpfer auf, halten Reden, übernehmen Ämter und begehen Gewalttaten, weibliche Neonazis sind für Kindererziehung und Familie zuständig, backen Kuchen, dürfen auch mal von Plakaten lächeln, halten sich ansonsten aber im Hintergrund und haben erst recht nichts zu sagen: Derartige Bilder über Frauen und Männer in der Neonazi-Szene sind weit verbreitet.
Wirft man jedoch einen genaueren Blick auf die Szene, wird schnell klar, dass die „Aufgabenverteilung“ längst nicht (mehr) so eindeutig ist. Frauen- wie auch Männerbilder haben sich ausdifferenziert, wenn auch biologistische Zuschreibungen weiterhin bestimmend sind.
Der Vortrag gibt einen Überblick über verschiedene Rollenbilder und das Verständnis von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“, Veränderungsprozesse werden aufgezeigt und daraus entstehende Konfliktlinien beschrieben. Wie gehen Männer in der Neonazi-Szene mit selbstbewusst agierenden Frauen um? Wie vereinbaren Frauen öffentliches politisches Engagement mit den Ansprüchen, die an sie als „Erhalterinnen des Volkes“ gestellt werden? Und wie wirken sich gesamtgesellschaftliche Veränderungen im Geschlechterverhältnis auf die Szene aus? Wie werden entsprechende Debatten und Praxen rezipiert? Auch die AfD hat sich dem Kampf gegen den “Genderismus” verschrieben Welchen Einfluss haben solche Positionierungen auf die Szene? Diese und andere Fragen werden von der Referentin aufgegriffen und bieten Ansätze für weitere Diskussionen im Anschluss an den Vortrag.“
Referentin: Chris Ritter