10.11. | 20:00 | Nordpol
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, eigentlich sogar ein Rennen gegen den Tod: Seit August 2016 ermitteln deutsche Staatsanwaltschaften gegen vier Männer und vier Frauen, die im Konzentrationslager Stutthof bei
Danzig tätig waren. Die Männer waren als Wachpersonal eingesetzt, die Frauen arbeiteten als Schreibkraft oder Telefonistin im Büro. Die Beschuldigten sind mittlerweile zwischen 89 und 98 Jahren alt, und es ist fraglich, wann die Prozesse eröffnet werden können. Weitere Ermittlungen laufen gegen ehemaliges Personal der Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek, Vorermittlungen betreffen derzeit auch die Lager Bergen-Belsen und Neuengamme. Schlagzeilen machte im letzten Jahr die Verurteilung von Oskar Gröning, dem “Buchhalter von Auschwitz” wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen. Im Juni wurde der frühere SS-Wachmann Reinhold Hanning vor dem Landgericht Detmold zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Warum ist das Thema NS-Verbrechen über 70 Jahre nach Ende des Nationalsozialismus noch so aktuell? Wie kann es sein, dass jetzt erst, gegen Greise, ermittelt wird? Und was bedeuten diese späten, vielleicht viel zu späten Prozesse für die Angehörigen der Opfer, aber auch für die Erinnerungspolitik und -kultur in der BRD?
Ein Vortrag zur juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen in der BRD am “Ende der Zeitzeugenschaft”.
Referentin: Sabine Reimann (Historikerin und Referentin des Antirassistischen Bildungsforums Rheinland)”