08.02.2018 | 20:00 | Nordpol
In seinem Bekennervideo erklärt der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) sich für zu drei Anschläge den NRW verantwortlich: für die Bombenexplosion im Januar 2001 in einem Lebensmittelgeschäft in der Kölner Probsteigasse, bei der eine junge Frau schwer verletzt wurde; für den Nagelbomben-Anschlag, der im Juni 2004 in der Kölner Keupstraße 22 Menschen verletzte; und für die Ermordnung von Mehmet Kubaşık im April 2006 in Dortmund. Neben dem Strafprozess vor dem Oberlandesgericht München haben sich mittlerweile 13 Parlamentarische Untersuchungsausschüsse mit diesen und den weiteren dem NSU zugeschriebenen Taten beschäftigt. Das Wissen über den NSU-Komplex hat sich stark vergrößert, aber noch immer sind zahlreiche Fragen, beispielsweise zur Auswahl der Mordopfer oder zur Unterstützung durch lokaler Helfer in den Tatortstädten, offen. Dies liegt u.a. daran, dass sich Bundesanwaltschaft früh auf die These eines abgeschotteten Trios festgelegt hat, was die Ermittlungen nach dem 4. November 2011 beeinträchtigt hat. Zugleich verweigern sich die Verfassungsschutzbehörden seit Beginn der NSU-Selbstenttarnung der Aufklärung des Komplexes, in dem sie Akten vernichten ließen, Einfluss auf die Ermittlungen nahmen und die Untersuchungsausschüsse nur lückenhaft informierten.
Der Referent Hendrik Puls ist Soziologe und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ zuständig für den NSU-Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags, der im April 2017 seinen Schlussbericht veröffentlichte. Er wird, gestützt auf die Erkenntnisse des Untersuchungsausschusses sowie des Münchener Prozesses, den neusten Erkenntnisstand zu den Taten des NSU in Nordrhein-Westfalen darstellen und offene Fragen benennen. Dabei wird er ein besonderes Augenmerk auf die Ermittlungen zum Mord an Mehmet Kubaşık und auf Hinweise auf mögliche NSU-Unterstützer*innen aus der Neonazi-Szene in Dortmund und Kassel legen.